Die Bilanz des dreijährigen Pilotprojekts der Stadt Ingelheim ist ernüchternd: Seit dem Start im März 2018 wurden insgesamt 4.298 gelbe Fahrräder ausgeliehen. Das bedeutet, dass durchschnittlich nur etwa 1.433 Ausleihen pro Jahr stattfanden. Die finanziellen Ergebnisse sind ebenfalls enttäuschend. Während die Einnahmen aus den Ausleihen bei 64.137 Euro liegen, belaufen sich die Gesamtausgaben auf 313.842 Euro. Dies führt zu einem Defizit von 249.705 Euro, was pro Ausleihe Kosten von etwa 58 Euro für die Stadt bedeutet. Diese Zahlen werfen ein negatives Licht auf die Wirtschaftlichkeit des Projekts.
Die resultierende Bilanz überrascht mich nicht, da ich schon zu Beginn des Projekts die Überzeugung hatte, dass es sinnvoller gewesen wäre, direkt mit E-Bikes zu starten. Die Topografie Ingelheims ist für die schweren Fahrräder von MVGmeinRad, die oft als unhandlich empfunden werden, schlichtweg ungeeignet. Zudem ist zu berücksichtigen, dass fast jeder Ingelheimer ein eigenes Fahrrad besitzt, was die Notwendigkeit eines Verleihsystems in Frage stellt. Die wenigen Touristen, die sich für eine Ausleihe entschieden, konnten die Zahlen ebenfalls nicht signifikant verbessern.
Diese Ergebnisse zeigen klar, dass ein herkömmliches Fahrradverleihsystem in Ingelheim wenig sinnvoll ist. Die Stadt hat deutlich gemacht, dass das Interesse an einem solchen Angebot nicht gegeben ist. Dennoch könnte es in der Innenstadt möglicherweise eine Chance für den Verleih von E-Lastenfahrrädern geben. Diese könnten eine nützliche Ergänzung für Familien oder Gewerbetreibende sein, die größere Lasten transportieren müssen. Solche E-Lastenfahrräder könnten dazu beitragen, den innerstädtischen Verkehr zu entlasten und umweltfreundliche Alternativen zum Auto zu fördern.
Die Stadtverwaltung steht nun vor der Herausforderung, die gesammelten Erfahrungen aus dem Pilotprojekt zu analysieren und daraus Konsequenzen für zukünftige Mobilitätskonzepte zu ziehen. Es bleibt zu hoffen, dass alternative Lösungen, die besser auf die Bedürfnisse der Ingelheimer Bürger zugeschnitten sind, entwickelt werden, um ein nachhaltiges und attraktives Verkehrssystem zu fördern.